Politik hautnah

Am Montag, den 12. November, hatten die Schüler des Geschichte- und des Sozialkunde-Leistungskurses der MSS 12 Gelegenheit, in einer Gesprächsrunde mit der FDP-Landtagsabgeordneten Nicole Morsblech Fragen rund um den 9. November zu stellen

Der 9. November – ein bedeutendes Datum der deutschen Geschichte: Novemberrevolution, Hitlerputsch, Reichspogromnacht und der Mauerfall vor 18 Jahren. Es ist fast schon eine Tradition: Jedes Jahr besuchen  Abgeordnete des rheinland-pfälzischen Landtags die Schulen, um das Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern zu suchen.  Das Gymnasium am Römerkastell erhielt deswegen am Montag, den 12. November Besuch von Nicole Morsblech, die seit 1996 für die FDP im Landtag sitzt und dort zurzeit als Zuständige für das Ressort „Bildung“ fungiert.
In der eingerichteten Gesprächsrunde erzählte die noch immer studierende Politikerin dem Geschichte- und dem Sozialkunde-Leistungskurs der MSS 12 zunächst Näheres über ihren Beruf, anschließend nahm sie Stellung zu von den Schülern vorbereiteten Fragen und Themen. Dazu gehörte unter anderem eine Einschätzung der zukünftigen Entwicklung des Rechtsextremismus in Deutschland. „Man darf diese Bedrohung nicht unterschätzen, auch wenn die Rechtsextremen hierzulande zurzeit eine Minderheit sind“, erklärte die junge Politikerin dazu. Besonders in von der Politik enttäuschten Bürgern fänden Parteien wie die NPD ihre Wähler. Daher sei es besonders wichtig, gerade diesen zu vermitteln, dass auch einzelne Bürger durch gelebte Demokratie einen gewissen Einfluss erlangen können.
Nach ihrer Meinung zu einem NPD-Verbot gefragt, antwortete Nicole Morsblech, dass ein solches verfassungsrechtlich schwer umsetzbar sei, schließlich bewege sich die NPD mit ihren Forderungen in der Regel noch im verfassungsmäßigen Rahmen. Außerdem würde auch ein Verbot die Partei nicht vollständig aus Deutschland verbannen; unter Umständen könnte die Arbeit im Untergrund weitergeführt werden und dort neue Dimensionen erreichen.
Selbstverständlich wurde auch der 9. November, der ja Anlass des Besuchs war, zum Diskussionsgegenstand. Dabei stand zum Beispiel die Frage, wie heute mit diesem Datum umzugehen sei, zur Debatte: Sollte er zum „Feiertag als Gedenktag“ erklärt werden? Absolut, findet Nicole Morsblech: „Dies ist für mich das wichtigste Datum in der deutschen Geschichte!“
Die Schüler sollten hierzu selbst Stellung nehmen und dann ebenso wie die Besucherin ihre Assoziationen zum Mauerfall schildern. Auffällig war, dass Äußerungen wie „Ich verbinde damit weniger ein historisches Ereignis, als vielmehr die Auswirkungen, die deshalb noch heute zu sehen sind“ seitens der Jugendlichen eine eher kritische Grundhaltung zeigten, während die Landtagsabgeordnete ihn hauptsächlich als Befreiungsschlag von einer Diktatur, eben als „Wende“, sieht. Dieser Kontrast führte schließlich zu der Frage, wie angemessen der Solidaritätszuschlag heute noch sei. Nicole Morsblech hierzu: „Wenn ich heute in die neuen Bundesländer fahre, habe ich den Eindruck, das es dort tatsächlich besser aussieht als hier. Die Lebensverhältnisse dort wurden aber nicht in gleichem Maße wie das Aussehen verbessert. An dieser Stelle missglückte der Plan. Meiner Ansicht nach bedarf es jetzt neuer Strategien, die durch Mittel wie den ‚Soli’ gefördert werden sollten. Eine ausführliche inhaltliche Diskussion ist deshalb vonnöten.“
Nach dem 90-minütigen Treffen mit der Abgeordneten des Landtags können die Schüler der MSS 12 sich nun mit neuen Erfahrungen unter bisher so nicht betrachteten Aspekten zu diesen Themen ihre eigene individuelle Meinung bilden.
Natalie Benzing, Simone Mölbert (AG Öffentlichkeitsarbeit)

BACK