Schulranzen- Wie schwer sind sie wirklich?

Dass dieser Dienstag, der 18.09.2007, nicht dem normalen Schulalltag entsprach, wird auch jedem fremden Besucher klar gewesen sein.

Es ist kurz vor halb acht und der Schulhof der Außenstelle des Gymnasiums am Römerkastell scheint wie ausgestorben. Dafür halten sich ganze Schülermassen der Orientierungsstufe im Schulgebäude auf. Das Ganze ist kein Aufstand gegen die Hausordnung, die den Aufenthalt im Schulgebäude vor Schulbeginn untersagt, sondern sogar von der Schulleitung an diesem Tage erwünscht. Denn an diesem Tag fand eine Aktion des Schulelternbeirates zum Thema "Schulranzen" statt. Seit es Schulranzen gibt, hört man in den Medien und natürlich auch von den Schülern, die Ranzen seien viel zu schwer, wie auch die Sechstklässlerin Fiona Beer nur bestätigen kann: "Mein Schulranzen ist mir viel zu schwer und meine Mutter möchte auch nicht, dass ich mit so einem schweren Ranzen zur Schule gehe." "Tatsächlich gibt es eine Schulranzennorm, DIN 59124, die festlegt, dass das Gewicht des Ranzens maximal 12,5% des Gewichtes des Schulkindes betragen darf" ,so Dr. Peter Weber, Mitglied des Schulelternbeirates und Veranstalter dieser Aktion, bei der insgesamt 166 Kinder der fünften und sechsten Klassen sowie deren Schulranzen gewogen wurden. Zusätzlich wurden die Schulranzen auch nach technischen Anforderungen untersucht. So verteilte der Schulelternbeirat auch Info-Flyer der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e.V.. Darin erklärt die BAG, dass nicht nur das übermäßige Gewicht der Ranzen massiv die junge Wirbelsäule schädige, sondern mahnt die Eltern und Schüler, auf die richtige Trageart des Ranzens zu achten. Schulranzen sollten immer mit beiden Schulterngurten auf dem Rückn getragen werden. Werde der Ranzen in der Hand oder mit nur einem Schultergurt getragen, werde der Körper einseitig belastet. Dauerhaft könne dies zu Haltungsstörungen führen, so die BAG. "Viele Kinder lassen auch den Ranzen zu weit nach unten hängen, was zu weiteren Belastungen von Knochen und Gelenken führt" ,erklärt Dr. Weber einer kleinen Gruppe von Schülern, die gerade ihr Messergebnis erhalten haben. Der Ranzen eines Fünftklässlers mit 39kg Körpergewicht wiegt 6,7kg, das sind mindestens zwei Kilogramm zu viel. Bei einem 51kg schweren Sechtsklässler wiegt der Ranzen 9,2kg , wobei 6,1kg der DIN-Norm entsprächen. Der Schulelternbeirat wertete noch am selben Morgen die 166 Ergebnisse aus und verfasste zusammen mit der Schulleitung einen Elternbrief, in dem sie ein Resumé der morgendlichen Aktion zogen. "Der Schulranzennorm entsprachen nur 12% der Schulranzen, der Rest der Ranzen war eindeutig zu schwer." Weiterhin müssten die Eltern auf das richtige Material und die Trageart der Schulranzen achten, sowie auf den Inhalt, "da die Kinder meist zu viel in den Ranzen packen, was unnötig Gewicht schafft." Gerhard Langkabel und Norbert Schäfer, die sich auch um die Technik kümmerten, versicherten, in der Schule ständen Spinde und Schränke den Schülern zur Verfügung, um Materialien, die während des Tages nicht gebraucht werden, zu deponieren. Schulleitung und Schulelternbeirat sind sich einig, es müsse in Zukunft nicht nur auf Lerninhalte, sondern verstärkt auf Ranzeninhalte geachtet werden.
Eva Pfister (AG Öffentlichkeitsarbeit) Schulranzen wiegen
Schulranzen wiegen 2

BACK