Ein Schüleraustausch ist weit mehr als nur eine Reise in ein anderes Land. Er bedeutet, in eine neue Kultur einzutauchen, neue Freundschaften zu schließen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die man so schnell nicht vergisst. Unser Austausch mit Polen war genau das – eine intensive, bereichernde Woche voller interkultureller Erlebnisse, spannender Entdeckungen und unvergesslicher Momente.
Schon vor einiger Zeit begannen unsere Lehrer, Herr Dworaczek und Herr Maas, in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk, welches die deutsch-Polnischen Austauschprogramme fördert, eine Partnerschule in Polen zu suchen. Nach langer Planung und Vorfreude war es am 27. Januar 2025 endlich so weit: Unsere Reise nach Wisła konnte beginnen. Vom Frankfurter Flughafen aus traten wir die Reise in Richtung Polen an, voller Erwartungen und Neugier auf das, was uns dort erwarten würde.
Nach unserer Ankunft in Wisła wurden wir herzlich von unseren polnischen Austauschpartnern und deren Lehrerinnen empfangen. Die Atmosphäre war von Anfang an offen und freundlich. Gemeinsam ließen wir den Nachmittag entspannt ausklingen: Bei Pizza saßen wir zusammen, lachten viel und knüpften erste Kontakte. Danach ging es für jeden von uns in unsere Gastfamilien, wo wir die nächsten Tage verbringen würden.
Unser erster richtiger Tag in Wisła begann in der Schule, dem Liceum Ogólnokształcące im. P. Stalmacha, wo wir uns bei verschiedenen Kennenlernspielen näherkamen. Dabei lernten wir nicht nur unsere polnischen Austauschpartner besser kennen, sondern auch ein paar grundlegende polnische Wörter – ein erster Einblick in eine Sprache, die für uns alle neu und spannend war, aber auch sehr kompliziert! Den polnischen Schülern ging es mit deutsch aber nicht wirklich anderes.
Anschließend besuchten wir zwei Unterrichtsstunden und aßen zu Mittag , bevor uns ein echtes Winterabenteuer erwartete: eine Wanderung durch die schönsten Orte in Wisla, die mit einer atemberaubenden Pferdekutschenfahrt durch den verschneiten Wald endete. Besonders schön war der Moment, als wir in einer gemütlichen Berghütte ankamen, wo wir uns bei Tee, Kuchen und knisterndem Kaminfeuer aufwärmen und unterhalten konnten.
Mittwoch war wohl der intensivste und prägendste Tag unserer Reise. Am Morgen fuhren wir nach Auschwitz, um das ehemalige Konzentrationslager zu besichtigen. Diese Erfahrung ließ niemanden von uns unberührt. Die Führung durch die Gedenkstätte sowie durch das Lager Birkenau machte uns auf eindringliche Weise bewusst, welches Leid dort geschehen war. Es war eine bedrückende, aber zugleich wichtige Erfahrung, die uns alle sehr nachdenklich stimmte. So einen Ort in echt und nicht nur im Schulfach zu sehen kann man einfach nicht beschreiben. Egal wie emotional dieser Besuch war, umso wichtiger war es die grausame Vergangenheit hautnah zu erleben und Dinge besser verstehen zu können.
Nach diesem eindrucksvollen Vormittag führte unsere Reise weiter nach Bochnia, wo wir das beeindruckende Salzbergwerk besichtigten. Ganze 240 Meter unter der Erde erwartete uns eine faszinierende Welt aus uralten Mienen, atemberaubenden Lichteffekten und spannenden Geschichten über die jahrhundertealte Salzgewinnung und den Ort selbst. Doch unser Tag war damit noch nicht ansatzweise vorbei: Am Abend erreichten wir die historische und zweitgrößte Stadt Polens, Krakau, wo wir in kleinen Gruppen auf Erkundungstour gingen und in verschiedenen Restaurants zu Abend aßen, bevor wir müde, aber voller neuer Eindrücke und Erfahrungen in unserem Hotel ins Bett fielen.
Am nächsten Morgen starteten wir nach dem Frühstück direkt mit einer Stadtführung durch Krakau. Wir erkundeten zahlreiche Sehenswürdigkeiten, bestaunten die beeindruckende Architektur und tauchten in die Geschichte der Stadt ein. Besonders das jüdische Viertel beeindruckte uns mit seiner bewegenden Vergangenheit. Zwischendurch blieb auch noch genug Zeit, um das eine oder andere Souvenir zu kaufen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen hatten wir noch die Gelegenheit, Krakau auf eigene Faust weiter zu entdecken, bevor wir schließlich zurück nach Wisła fuhren.
Am Freitag führte uns unser Weg in kleine, traditionelle Bergdörfer Istebna und Koniaków, das für seine Handwerkskunst bekannt ist und welches ganze 566m höher als Alzey liegt, dementsprechend konnten wir eine wunderschöne Aussicht über die schöne Natur Polens genießen. In Koniaków durften wir nun selbst aktiv werden: In verschiedenen Workshops stellten wir mit Wolle kleine Kunstwerke her und erfuhren viel über die jahrhundertealten Traditionen der Region. Besonders faszinierend war die Vorstellung traditioneller Musikinstrumente, die wir nicht zu hören bekamen. Zum Abschluss besuchten wir noch das Hauseigene Lädchen, wo wir typische polnische Spezialitäten wie hausgemachten Bergkäse, handgemachte Ohrringe aus Schafswolle und geschnitzte Holzgegenstände kaufen konnten – eine perfekte Gelegenheit, ein Stück polnischer Kultur mit nach Hause zu nehmen.
Nun begann das Wochenende, welches von polnischer Kultur überflutet wurde, da wir Zeit nur in den Familien verbrachten. Diese hatten sich unglaubliche Dinge ausgedacht, die unsere Zeit nur umso kostbarer machte. Wir fuhren Ski, besichtigten die Natur, waren bowlen und lernten verschiedene polnische Gerichte kennen. Einige von uns besuchten das Restaurant „Dwór Skibówski“, welches uns mit einer Lage von fast 900m den wohl atemberaubendsten Blick über die Gegend verschaffte.
Unsere Gastfamilien machten sich die größten Mühen uns einen einmaligen kulturellen Aufenthalt zu ermöglichen, was sie ohne Zweifel schafften.
Und so neigte sich unsere Reise langsam dem Ende zu. Nach einer Woche voller unvergesslicher Erlebnisse, neuer Freundschaften und tiefer Einblicke in die polnische Kultur hieß es Montagmorgens schließlich „Do widzenia“. Doch auch wenn unsere Zeit in Wisła viel zu schnell vergangen war, bleibt sie uns auf ewig im Gedächtnis, nicht nur als eine Reise, sondern als eine Erfahrung, die so weit über Schule hinaus ging.
Wir freuen uns jetzt schon umso mehr auf den Rückbesuch, der Mitte März dieses Jahres stattfinden wird! Eine weitere Woche voller wertvoller Momente.
Text: Pheeby Stalyga (MSS11)
Fotos: Pheeby Stalyga, Marek Dworaczek, Jonas Maas