Jan Metzler – „Rheinhesse, Patriot und glühender Europäer“

Der Bundestagsabgeordnete stellt sich 6. März 2018 in zwei Unterrichtsstunden den Fragen des Sozialkunde-Leistungskurses der Jahrgangsstufe 11

Lachend, wenn auch leicht in Eile betritt Jan Metzler den Klassensaal und begrüßt jeden Schüler freundlich per Handschlag. Am Lehrerpult erwarten ihn bereits zwei Schüler, die stellvertretend für den Kurs die Diskussion leiten. Bevor die Fragerunde losgeht, dankt der Politiker dem Kurs, entschuldigt sich für die kurze Verspätung und scherzt über seine Berufsgruppe. Politiker seien erstens immer zu spät, würden dann zu lang reden und gingen zu früh, behauptet er schmunzelnd.

Zu Beginn stellen ihm die Schüler Fragen über seinen politischen Werdegang und seine Arbeit im Bundestag. Geprägt von einem Zitat seines Großvaters, der nichts mit Politik zu tun hatte, dieser bat ihn nämlich darum, alles Mögliche zu tun, dass ein Krieg, wie er sich vor über 70 Jahren ereignete, sich niemals wiederholen möge, schaffte es Jan Metzler vom Klassensprecher bis in die Politik auf Bundesebene. Er genießt seinen Beruf und zeigt viel Einsatz und Leidenschaft, dieser erfordere jedoch auch teilweise einen Verzicht auf ein Privatleben.

Anschließend werden die Fragen expliziter. Schüler wollen seine Meinung zu den Groko-Verhandlungen sowie dem gescheiterten Jamaika-Bündnis wissen. Er sieht die Union und die SPD in der Pflicht, zu regieren und hat die autokratischen Staaten um Deutschland und der EU stets vor Augen. Eine stabile Regierung sei folglich notwendig. Er mahnt außerdem in Richtung der Liberalen, dass Demokraten verpflichtet seien, auch Kompromisse einzugehen.

Zur AfD äußert sich Jan Metzler ebenfalls kritisch, vergleicht die Reden am Politischen Aschermittwoch mit Reden im Sportpalast. Er findet jedoch auch, dass sich der Umgang mit den Rechtspopulisten ändern müsse, damit die AfD nicht immer diesen „Märtyrerstatus“ erlange.

Das Thema, das im Kurs am hitzigsten debattiert wird, ist die Dieselaffäre. Viele Schülerinnen und Schüler fühlen sich von diesem Thema besonders betroffen, schließlich rückt das erste eigene Auto immer näher, beziehungsweise besitzen einzelne Schüler bereits einen Führerschein und ein Auto. Jan Metzler meint, die Diskussion laufe im Bund „aus dem Ruder“. Die Deutschen seien von der Automobilindustrie getäuscht geworden, doch liegen auch Fehler bei der Bundesregierung, die unrealistische Grenzwerte festgelegt hätte. Der Steuerzahler solle demnach nicht für die Fehler der Automobilindustrie zahlen müssen. Zusammenfassend fordert der Winzer aus Rheinhessen in der Debatte mehr Sachverstand und weniger Emotionalisierung und bezeichnet sie als „Schizophrene Diskussion“, die Autoindustrie sei einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren der Bundesrepublik, von der die Situation der gesamten Nation abhänge und dieser Tatsache sollte sich die Politik bewusst sein.

Die Lokalmedien waren in den letzten Wochen geprägt vom Verfahren um Marcus Held. Der Kurs lässt sich nicht die Chance nehmen, auch hier besondere Einblicke zu erlangen. Zunächst beschreibt Jan Metzler die enge Zusammenarbeit mit Marcus Held. Oft haben beide parteiübergreifend kooperiert und er schätzt diese gegenseitige Unterstützung sehr. Eine juristische Bewertung der Causa Held verweigert er, man müsse sich selbst eine Meinung zu dem Thema bilden, er ergänzt jedoch, dass Personen, die in die Politik gingen, gewisse Prinzipien beachten müssten.

Interessiert ist der Sozialkunde-Leistungskurs ebenfalls an der EU und der zunehmenden Bedrohung durch autoritäre Staaten wie die USA, aber auch Russland und die Volksrepublik China. Einige Hände gehen nach oben und die Klasse fragt den Politiker nach seiner Meinung. Jan Metzler beschreibt sich als „glühenden Europäer“ und sieht es als riesige Errungenschaft, dass es dank der EU einen mittlerweile 70-jährigen Frieden gibt, etwas was zuvor noch nie erreicht wurde. Er sieht jedoch auch Fehler auf Seiten der EU, vor allem im Umgang mit innenpolitischen Problemen. Der einzige Winzer im deutschen Bundestag würde sich von der Europäischen Union eine intensivere Auseinandersetzung mit essenzielleren Themen wie Infrastruktur, Digitalisierung und Außenpolitik wünschen anstelle von Diskussionen über Normen.

Die Schüler des Leistungskurses von Herrn Steuer haben sich in den vergangenen Monaten gründlich mit dem Thema „Gesellschaft“ auseinandergesetzt. Daher fragen sie den Politiker auch zu diesem Thema und wollen beispielsweise wissen, was er von einer Frauenquote halte. Diese lehne er ab. Man würde nämlich Frauen auf die Quote reduzieren und die Arbeit weiblicher Arbeitnehmer geringer wertschätzen. Auch das bedingungslose Grundeinkommen sowie Waffenexporte und der Zustand der Bundeswehr wurden debattiert.

Abschließend appelliert der Winzer aus Dittelsheim-Heßloch an die Schüler des Kurses, sie sollen wählen gehen. Eine eigene Meinungsbildung sei sehr wichtig und der Politiker schließt die Fragerunde mit der Weisheit: „Realisiert eure Träume und Wünsche im Leben“, schließlich würden wir in einer Zeit voller Chancen leben.

Dann bricht der Bundestagsabgeordnete wieder auf. Er muss zum Flughafen, um rechtzeitig zu einem Termin in Russland zu gelangen. Der Kurs dankt Jan Metzler mit einer Jahresschrift der Schule und zwei Flaschen rheinhessischem Rotwein. „Es war sehr interessant, mal einen Bundestagsabgeordneten live zu erleben! Mich hat Jan Metzler mit seinem sympathischen Auftreten und seiner Offenheit gegenüber unseren Fragen positiv überrascht“, kommentiert der politikinteressierte Schüler Fabian Wilhelm und zeigt sich wie ein Großteil des Kurses, der die Fragerunde im Anschluss unter Leitung von Herrn Steuer Revue passieren lässt, angetan vom Besuch des Politikers.

Von Gianluca Thorn

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