Lesung/Performance zu „tschick“ von Wolfgang Herrndorf

Deutschunterricht mal anders: Am 27. April 2015 besuchten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 8f, 9b und 9c zusammen mit ihren Deutschlehrern eine Literaturlesung.

Fragt man Schüler, welche Kritik sie am Deutschunterricht formulieren möchten, dann hört man häufig, dass der Literaturunterricht zu trocken sei und vielfach Werke „zerredet“ würden. Einen lebendigen Unterricht zu bieten, war das Ziel der Lesung. Unter dem Motto „On the road“ las Rainer Rudloff am 27. April in der 5. und 6. Stunde drei verschiedene Auszüge aus Wolfgang Herrndorfs Jugendroman „tschick“ und eine Passage aus „Die letzten ihrer Art“ von Douglas Adams. Die Aula der Außenstelle in der Bleichstraße war voll besetzt, als ein lässiger, mit Wollmütze und Schlabberpulli bekleideter Mann auf die Bühne sprang und zu seiner Darbietung ansetzte. Der 45-jährige Schauspieler bot keine gewöhnliche Lesung, sondern spielte zugleich die von ihm vorgetragenen Textstücke lebendig vor, imitierte gekonnt den russischen Akzent von Tschick, der zusammen mit dem gelangweilten und frustrierten Maik zu einer Reise in einem „geliehenen“ Lada durch Brandenburg aufbricht. Ihm gelang es, mit seiner lebendigen Darbietung die Schüler zu begeistern. „Am besten hat uns gefallen, wie Herr Rudloff es geschafft hat, weniger wichtige Textpassagen auszulassen und die einzelnen Textstellen des Werkes so zu verbinden, dass alles gut verständlich war“, sind sich Marcel Beck und Yannik Horak aus der achten Jahrgangsstufe einig. Eine der drei Klassen hatte den Roman im Unterricht bereits besprochen, die anderen beiden Klassen kannten hingehen nur den Text und seine Bearbeitung im Unterricht erfolgt erst jetzt. „Am liebsten ist es mir, wenn die Zuschauer die Textgrundlage gar nicht kennen, da sie sich dann am ehesten dafür motivieren lassen, hinterher das Werk zu lesen“, erklärt Rainer Rudloff, der seine Firma „Vivid Voices“ 2000 in Lübeck gründete. Seitdem tourt er mit seinem Programm durch Deutschland, das sowohl Lesungen für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene beinhaltet. Sein großes Ziel ist die Leseförderung. Seine Zugabe aus „Die letzten ihrer Art“ haben dann tatsächlich keine Schüler gekannt, aber die Episode, dass Kondome in Shanghai gekauft werden müssen, um einen Flussdelfin aufnehmen zu können, hat die Jugendlichen begeistert, und motiviert durch den besonderen britischen Humor hat vielleicht wirklich der ein oder andere von ihnen Lust bekommen, das Buch zu lesen. Die einstündige Veranstaltung war aber nicht nur lustig und kurzweilig, sondern Rudloff schlug durchaus auch ernste Töne an, als er das Publikum über die Biographie von Wolfgang Herrndorff informierte. „Dass es ihm gelungen ist, als todkranker Mann ein derart fröhliches und lebensbejahendes Werk zu schreiben, ist sicherlich eine außergewöhnliche Leistung“, so seine Worte. Der Applaus am Ende der Performance bewies, dass Rainer Rudloff sein Publikum erreicht hatte und selbst die Schüler, die zunächst zurückhaltend auf den Vorschlag reagiert hatten, eine Lesung zu besuchen, waren ebenso begeistert wie die zuschauenden Lehrer.

Unser Dank gilt dem Förderverein der Schule, mit dessen finanzieller Unterstützung es möglich war, die Veranstaltungskosten für die Schüler sehr gering zu halten.

Christina Froesch

Rudloff_2015

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